Sonntag, Juli 24, 2005

Woche 18

Die achtzehnte Woche begann schon sehr früh. Bereits um 04:15 Uhr war Tagwach. Bald darauf war Abmarsch für den 30km-Marsch. Diese Wanderungen wären im Grunde genommen noch interessant, wenn man nicht die ganze Zeit in Zweierkolonne marschieren müsste. Da kommt man sich vor wie im Kindergarten, als man sich auf dieselbe Art verschiebte. Zum Glück fordert man von uns nicht, dass wir uns dabei die Händchen halten. Vorgesehen war, dass wir um 16 Uhr wieder in der Kaserne sind. Weil wir aber schon bereits um 13:00 Uhr schon 30 Leistungskilometer in den Beinen hatten, beschloss man (wir hatten dabei wieder einmal nichts zu sagen) noch eine Zusatzrunde von 15 Kilometer zu machen. Der Kadi sagte allerdings, er müsse noch Sachen in der Kaserne erledigen und könne nicht mehr mit uns mitkommen. Wer's glaubt, der Kadi war am Anschlag.
Am Dienstag hatten wir Theorie über den Einsatz von Sonderoperationskräften. Das Grenadier Kommando will uns zu Special Forces ausbilden. Ja, ja, schon gut, gääähn.
Den Rest der Woche verbrachten wir damit, uns für den Besuchstag vorzubereiten, der am Freitag stattfinden soll. Wir waren für die Nahkampfdemo vorgesehen und so studierten wir selber Kampfchoreographieen ein. Um unsere Nahkampfkenntnisse wieder etwas aufzufrischen, bekamen wir eine Theorielektion ganz besonderer Art. Wir schauten den Actionfilm "Kiss of the Dragon". Vom vielen Trainieren waren wir am Besuchstag alle ein bisschen angeschlagen. Es war spannend einmal den anderen Zügen zuzuschauen, was diese so zu bieten haben und mit welchen Waffen sie trainieren.

Samstag, Juli 23, 2005

Woche 17

In dieser Woche wollte uns schon wieder ein Genaral besuchen kommen. Diesmal war es General Berger aus Deutschland. Wir haben so viele Demonstrationen, dass wir uns schon wie ein Zirkus fühlen. General müsste mein sein.
Diese Woche waren die neuen Rekruten gekommen, die bei uns die Sommer-RS absolvieren. Es war lustig zuzusehen wie die Zugführer verzweifelt versuchten aus diesem Haufen Greenhorns eine anständige Formation zu bilden. Aber wir waren ja auch mal Greenhorns und kein bisschen besser. Es war daher fast ein bisschen fies von uns, dass wir die Neulinge verarschten. Wir liefen durch deren Zimmer und gaben ihnen Befehle, obwohl wir nichts zu sagen hätten. Spass muss eben auch sein und wir konnten uns diese Schadenfreude nicht verkneifen.

Woche 16

Weil sich der Schulkommandant von unserem Können ein Bild machen wollte, gab es durch ihn eine Inspektion. So ganz zufrieden von unserer Kompanie war er nicht. Soll er es doch besser machen.
Am Donnerstag war es wieder einmal so richtig heiss. Da befohl unser Zugführer:"Mir nach Marsch" ,und dann rannte er den Berg hinauf. Schwitzend, keuchend und fluchend rannten wir hinterher. Wir liefen zu einem kleinen Stausee namens "Isone Beach". Da kam ein Befehl, der uns wesentlich besser gefiel. Ziel: Wasser, Weg zum Ziel: direkt, Verhalten am Ziel, baden. Das Wasser ist dort zwar sehr kalt, aber die perfekte Abkühlung an einem solch heissen Tag.
Bei uns hat es sich eingebürgert, während dem Ausgang DVD's im Zimmer zu schauen. Vielmals sind es Kriegsfilme. Es wird dann gefachsimpelt und gesagt:"Aha, das kennen wir ja".
Als es hiess, es komme statt einem neuen Schularzt eine Schulärztin nach Isone, waren viele hell begeistert. Diese stellte sich jedoch bald als "Flop" heraus, weil sie sich nie richtig um uns kümmerte. Ihre Standartaussage: "Sie sind Grenadier, Sie wussten, dass sie hier Schmerzen haben werden und sich kaputt machen. Arrivederci."

Sonntag, Juli 03, 2005

Woche 15

In dieser Woche hatten wir an unserer wohl gefährlichsten Waffe Ausbildung. Eine Waffe, die jeden Gegner im Krieg in Schrecken versetzt - der Pfefferspray. Tönt doch krass: "Halt oder ich spraye"! Wachtausbildung ist eben eine Pflichtlektion für alle Truppengattungen in der Schweiz. Viele Frauen haben so ein Ding in ihrer Handtasche, aber wir brachen extra eine Ausbildung dafür. Also spritzen wir ähnlich einer Wasserpistole mit einem harmlosen Wasser-Alkohol gemisch herum.
In der Nacht mussten wir dann einen Bereitschaftsraum beziehen und ihn rund um die Uhr vor Eindringlingen schützen. Verschiedene Kader versuchten immer wieder einzudringen und irgend etwas zu stehlen. Wie lange ist das wohl her, als ich letztes Mal "Räuber ond Poli" gespielt habe? Es hätte fast Spass gemacht, wenn es nicht die ganze Nacht so stark geregnet hätte. Ich machte das Beste daraus und kochte mir mitten in der Nacht Ravioli auf dem Notkocher.
Aber ich hasse es bei Regen draussen zu biwakieren. Ich bin halt eher der Schönwetter-Camper.

Woche 14

Am Sonntag rückten wird direkt nach Andermatt ein und waren so bereit für die Gebirgsausbildung.
Am Montag ging es gleich los mit dem Erlernen der Seiltechnik. Bald darauf machten wir erste Übungen im Gelände. Wir seilten uns ab und mussten anschliessend irgendwie wieder raufkommen. Das war leichter gesagt als getan, denn einige von uns vergassen die erlernten Knoten und kamen nicht wieder hinauf und zappelten am überhängenden wie eine Mücke im Spinnennetz. Einige machten vor Angst fast in die Hose. Besonders wenn andere zur Belustigung mit dem Sackmesser an deren Seil herumspielten oder das andere Ende des Seils hinunterliessen und riefen: "S'Seili esch los"!
Am Dienstag ging es dann auf den Gotthard und wir kraxelten dort ein bisschen herum. Leider war es für mich bereits um zehn Uhr Morgens vorbei. In Folge einer Lebensmittelvergiftung wurde mir immer schlechter und ich übergab mich andauernd, bis mich die Betriebssoldaten in die Krankenabteilung fuhren. Weil ich nur noch rückwärts essen konnte, musste mir der Arzt eine Infusion stecken. Allerdings brauchte er drei Versuche, ehe er eine Vene traf. Anstatt hübsche Krankenschwestern gab es dort leider nur Sanis die nach Zigaretten rochen. Ich blieb noch einen Tag auf dem KA und musste anschliessend den Kommandoposten bewachen.
Am Donnerstag chauffierte mich der Kadi zu der Truppe ins Engelbergtal. Unser Auftrag war, eine 800 Meter hohe Felswand zu erklimmen. Dass sich rund ein Zehntel der Grenadiere dort nicht hinaufwagten, ist schon fast ein bisschen peinlich. Auf jeden Fall war es ein Adrenalinkick und mit dem Ausgang am Donnerstag der Höhepunkt der Woche.
Insgesamt war Andermatt eine schöne Abwechslung zu Isone.